Als das Brünnlein zu Sankt-Margarethen unterhalb Bischofstein noch nicht die Brunnstube einer privaten Wasserleitung zu speisen hatte, war es eine schöne, kristallklare Quelle, die, von alten Waldbäumen halb versteckt, unter Moos und Steinen hervorbrach und in silberhellem Faden Wald und grüne Matten durchrieselte, um sich im Tal drunten in die Ergolz zu ergiessen. Viel Schönes weiss der Volksmund von diesem einstigen, heimlichen Quellengrunde zu erzählen. Dessen Wasser soll das beste und gesündeste der ganzen Umgegend gewesen sein. Wer davon am heiligen Pfingsttage bei Sonnenaufgang drei Schlücke trank, der wurde durch die Zauberkraft der Quellengeister ein Jahr lang vor jeglicher Krankheit gefeit. An dieser Quelle tönte auch zu gewissen Zeiten gar wundersamer Sang, der tief an die Seele griff und den eifrigen Holzsammler, den einsamen Wanderer auf- lauschen und ihn mit magischem Zwange der Stätte nähertreten liess, von der das glockenreine Klingen kam. Dort sass dann auf moosigem Steine das liebliche Töchterchen eines einstigen Bewohners der nahen Veste, Margaretha von Bischofstein, die ihren jugendfrischen Leib mit den kühlen Quellwassern wusch, sich das reiche, bis in die Kniekehlen herabfallende Haar kämmte und mit ihrem melodischen Gesang den staunenden Lauscher an Ort und Stelle bannte und ihn Raum und Zeit vergessen machte, bis ihn der in nichts zerfliessende Spuk endlich wieder frei gab.
Quelle: G. Müller/P. Suter, Sagen aus Baselland, Liestal 1939.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch