Bohne! Bohne! Ich schneide dich entzwei!

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Einmal gingen drei Brüder, die Söhne armer Leute, in die Fremde, um zu verdienen. Als sie in einem Wald waren, wo der Weg sich verzweigte, gingen die beiden älteren Brüder nach Osten, der Jüngste nach Norden. Bevor sie sich trennten, schnitten sie in eine Eiche drei Kreuze und versprachen einander, nach einem Jahr hierher zurückzukehren.

Der Jüngste ging weit in den Wald hinein, bis er zur Hütte einer alten Frau kam. Sie fragte ihn, ob er in ihren Dienst treten wolle. Das tat der Bursche sehr gern, weil es nichts anderes zu tun gab, als zwei Katzen und zwei weisse Enten zu füttern.

Nach einem Jahr verlangte der Bursche seinen Lohn: er müsse nach Hause gehen. Die Alte gab ihm nur eine Bohne, und das machte den Burschen fuchsteufelswild. Wütend wollte er die Bohne in Stücke schneiden, er nahm sein Messer hervor und schrie: «Bohne! Bohne! Ich schneide dich entzwei!» - «O nein, lass mich ganz, ich will dir geben, was du willst!», erwiderte die Bohne. Dies liess der Bursche sich nicht zweimal sagen. Er wünschte sich ein Tischtuch, das, wenn er sage: «Tischtuch, mach dich bereit!» voll mit allen guten Speisen gedeckt sei. Sogleich kriegte er das Tuch, und als er sagte: «Tischtuch, mach dich bereit!» war es mit guten Speisen gedeckt: Schinken, Trockenfleisch, Rahm, Reis, Kastanien und vor allem viele Flaschen mit ausgezeichnetem altem Veltliner Wein. Zufrieden wie ein König langte der Bursche bei der Eiche an, wie sie es abgemacht hatten. Die beiden anderen Brüder warteten schon auf ihn, und sie fragten, was er verdient habe. Lachend zeigte er ihnen die Bohne, da lachten die anderen ihn gehörig aus.

Aber bevor sie weitergingen, nahm er das Tuch aus der Tasche und sagte: «Tuch, halt dich bereit!» und in dem Augenblick war das Tuch mit den besten Speisen gedeckt.

Aber nachdem sie gut gegessen und getrunken hatten, meinten die beiden Brüder: «Nur mit gutem Essen und Trinken hat man nicht genug, man muss auch Geld haben!» Das gab dem Burschen zu denken, und zum zweiten Mal holte er die Bohne hervor und sagt: «Bohne! Bohne! Ich schneide dich entzwei!» Die Bohne aber bettelte, er solle sie am Leben lassen, sie wolle ihm geben, was er wolle. Da verlangte der Bursche einen Esel, der Geld scheisse, und den bekam er ruckzuck. Da wurden die Brüder neidisch auf den Jüngsten, sie zückten ihre Messer und riefen: «Bohne! Bohne! Ich schneide dich entzwei!» Aber die Bohne sagte nichts und gab nichts. Da schlossen sie Frieden mit dem Jüngsten, sie gingen nach Hause und wurden alle zusammen steinreich.

 

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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