Der Gipfel des Burghaldenberges im Frickthale war sonst mit stattlichen Mauern und Thürmen eines Raubschlosses umgeben. Nun ist alles längst niedergebrochen. Der letzte Ritter hatte hier an einem Herbsttage das Schloss eben mit der Habe der umwohnenden misshandelten Bauern gefüllt, noch brannten die von ihm angezündeten Strohhütten in die Nacht hinein, als im Schlosshofe gewaltiger Lärm entstand und ein Gepanzerter, auf dessen Helm drei hochrothe Federn schwankten, die Saalthüre aufriss. Es war dies der benachbarte Graf, den der Hilferuf und das Jammergeschrei der Landleute gerührt hatte, und der nun die Strafe vollzog. Ringsum war das Schloss von seinen Bewaffneten umstellt. Pechkränze wurden hinein geschleudert, keine Seele, als des Ritters Gemahlin wurde aus der brennenden Burg gelassen, dann wurde alles vertilgt.
So blieb diese Stelle gemieden, bis vor etwa 50 Jahren ein Kapuziner einige Männer des Frickthales beredete, den grossen Schatz erheben zu helfen, der hier in tiefen Gewölben liege. Er hatte eine Wünschelruthe mitgebracht, zündete geweihte Wachskerzen an und streute dann rings um den Glücksort geheimnissvoll gewonnene Asche, die den bösen Geist abhalten sollte. Beinahe schon vier Tage hatten sie gegraben und hörten eben ihre Schaufel klingend aufstossen, als ein Jäger in grünem Kleide vor ihnen stand und sie befragte, was man heutzutage mit so grossen Gruben machen wolle. Aber sie gedachten des strengen Gesetzes, kein Sterbenswörtchen zu reden, und er verschwand wieder.
Am fünften Tage hörten sie unter sich schon die heiligen Engel arbeiten, die, wie der Kapuziner versicherte, zu Hilfe gekommen seien und aus der Tiefe her ihnen entgegen grüben. Jetzt meinten sie den Schatz gewinnen zu müssen, da drängte sich ein altes Weib zwischen ihre Hauen, die über ihr pechschwarzes Haar eine Eisenpfanne gedeckt hatte und aus der Nase Feuer und Dampf schnob. „Ist der Graf mit der Braut schon vorbei?“ schrie sie; „und ist den Hofdamen fertig gekocht?“ Flugs entwischte einem die höhnische Antwort „ja, sie warten nur noch auf dich“, und eben so rasch stürzte die Grube zusammen. Nun hört man heutzutage blos noch den gefährlichen Burghaldengeist, denn wenn er schreit, so giebt's Hagel.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch