Mit dem Toggelli hatte Brod Heinis Hans eine Fucht. Nach einem strengen Heuertag in den stotzigen Bachbörtern der Brandegg auf Planalp legte er sich nach dem z’Nacht in seinem Stubeli in die Nästere platt auf den wehtuenden Buckel. Und wie das so ist, wenn man sich müde gewerkt hat: es stellt sich bald ein Augenblicklein ein, das zwischen Wachsein und Schlaf schier nicht mehr unterscheiden lässt. Das ging auch Hans so. Auf einmal war er nicht mehr imstande, sich zu rühren. Ein graues Etwas war plötzlich von der Türe her auf die Nästere gesatzt, und nun sass ihm auf der Brust eine grosse Katze, die Miene machte, ihm an den Hals zu springen. Das Tier wog so schwer wie ein Amboss, er konnte den Atem nicht ziehen, die Glieder waren wie Blei.
Als Hans endlich einen lauten „Päägg“ ablassen konnte, nahm das Untier einen Gump ab der Nästere und zur Türe hinaus, trotzdem er vorher den inneren Riegel vorgeschoben hatte.
Das Schild Zijelli in der Alpgassen war gegen Abend auf dem Ruhbettli entschwilmet. Wie es da so ausgestreckt auf dem harten Laubsack lag, ging langsam, langsam, ohne Geräusch, die Stubentüre auf, und eine grosse Frau mit einem Messer in der Hand erschien im Türloch. Und grad so langsam, ach, so langsam wie die Türe aufgegangen, kam die Frau auf Zijellin zu, hob das grosse Messer in der Hand und setzte ihm die spitze Klinge mitten auf die Brust, ohne dass es sich auch im geringsten hätte wehren können. Im Augenblicke aber, da das kalte Eisen seine warme Haut berührte, konnte es zur Abwehr danach greifen, und da war auch das Weib verschwunden, als hätte es sich in der Dämmerung aufgelöst
Quelle: Albert Streich, Brienzer Sagen, Interlaken 1938.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch