In der Feuerbalm, in einem Fluhsatz des Schwarzmönchs, ist, wie an manchen andern Orten, auch Gold verborgen. Früher kam von Zeit zu Zeit ein Fremder mit scharlachenem, goldbordiertem Rock, gelber Weste mit glitzernden Knöpfen und wasserseidegrünen Hosen herein nach Stechelberg. Weil das nur bergschuhbreite, sich Öfters verlierende Weglein in all den vielen Dutzend Fluhbändern verirrlich und gefahrvoll ist, nahm er immer den Schafhirten mit, der ihn hinauf in die Balm führen musste. Wenn sie oben waren, nahm der merkwürdige, fremde Herr ein Zauberbüchlein aus der Fäckentasche, kratzte in die staubtrockene Erde mit dem Bergstock drei Siegelzeichen und las ein paar Zaubersprüche. Dann kam, gestrichen voll, ein Zuber Gold zum Vorschein. Jetzt füllte der Grüngehöselte alle Taschen.
Einst wollte der Schäfer — ein Schlufi — ärmer als die Kirchenmaus, auch einmal eine Handvoll nehmen, wie man ja wohl begreifen mag. Aber da sprang ihm eine grässlich dicke Kröte auf den Handrücken, quakte jämmerlich und spritzte Gift um sich. So kräftig er auch seine Rechte schüttelte, sie klemmte ihn heftig und gab die Hand nicht eher frei, bis er das gelbe Gold wieder fallen Hess. Hierauf verschwand der Zuber im Nu. Nie mehr sah man den seltsamen Fremden im Tal.
Später soll einmal ein Maulwurf vor der Feuerbalm ein Goldstück aus Tiefen emporgestossen haben, nachgeforscht hat aber niemand, denn der Schafhirt trug seit jenem unglückseligen Griff ein ekligbraunes Krötenmal auf der ganzen Fläche seines rechten Handrückens.
Quelle: Hans Michel, Ein Kratten voll Lauterbrunner Sagen. Wengen 1936.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.