Am Fusse des Jura, nicht weit vom Dorfe Berolles im Kanton Waadt, und in geringer Entfernung vom sogenannten Römerwege, befindet sich ein vereinzelter, runder Hügel von ziemlich grossem Umfange. Auf seinem Gipfel wachsen Eichen und Buchen, untermischt von einigen Tannen. An diesen Hügel knüpfen sich manche Sagen. Es kommen hier die Hexen zusammen, die um Mitternacht unter den Tönen einer bezaubernden Musik ihren Sabbat feiern. Man sieht dann auf der Mitte des Hügels, welche den Namen Nernetçan oder Nernier-Feld trägt, einen Anrichttisch sich erheben, welcher besetzt ist mit goldenem und silbernem Geschirr, und welcher von einer Tafel umgeben ist mit köstlichen Speisen. Alle Glieder der Versammlung, sich in einer riesenmässigen Runde aneinanderreihend, umgeben den Hügel, und um sie trabt während des Mahles ein graues, kopfloses Pferd.
Nachher zerstreuen sich die leichten Schatten, wie sie gekommen sind. Noch immer, sagt das Volk, nimmt man diese wunderbare Erscheinung war. Feuerwaffen sind ohne Wirkung gegen diesen verrufenen Hügel, wenn das Geräusch der Instrumente sich vernehmen lässt. Mehrmals hat ein Neugieriger die Seiten des kleinen Berges, welcher nach Aussage alter Leute grosse Schätze bergen soll, teilweise zu öffnen versucht, allein, sobald er zu einer gewissen Tiefe gedrungen, löschte ein Vogel das Licht, dessen sich der verwegene Graber bediente, und, von plötzlichem Schrecken ergriffen, stund er von seinem Unternehmen ab.
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch