Wätter azeige
a) Mi Vater isch uf em Liemberg uf dr Stör gsi. Im Vernachte isch er hei. D’Sunne het grad ungere welle. Du gseht er eismols am Waldrand e Ma. Dä het ganz churz Hose treit; sie sin ihm bloss bis uf d’Chneu abecho. Är het d’Hang uber d’Auge gno un i d’Luft gluegt, wie wen ne d’Sunne tät blände; aber är isch im Schatte gstange. I däm Augeblick isch dr Vater an es Grebli cho; e Laden isch druber gleit gsi; är luegt uf e Bode u wott dr Schritt nid verfähle. Druf luegt er uf, u dr Ma ischt ewägg gsi. - Aber no i dr gliche Nacht het si ’s Wätter gchehrt; ’s het afo schütte‚ was het abe möge.
b) Es angersmol bin i mit de Gschwischterti go heubeere. Ungereinischt gseh-n-i unger eme Stock es alts Fraueli mit schneewisse Hoore u mit eme Lumpen ume Chopf ume. Äs het d’Hang uber d’Auge gha un i eim furt gar ärschtig a Himmel uehe gluegt. Uf ’s Mol isch es verschwunge. Drufabe het’s i de Tannen afo rusche, un im Hui isch es Wätter do gsi.
Die Toten im Wind
Menschen, ausgestattet mit geheimnisvollen Kräften, vermögen Sturm und Unwetter zu erzeugen.
Ähnliche Vorstellungen begegnen uns in den Sagen vom Wirbelwind; aber in ihnen verschlingen sich Anschauungen von zauberkundigen Menschen, die Wind erzeugen, mit Vorstellungen von unerkannten, unheimlichen Mächten zu einer verworrenen Erscheinung, so dass eine befriedigende Einreihung, die nach bestimmten Vorstellungen gliedert, fast unmöglich wird.
Unheimliche Mächte sind überhaupt im Spiel, wenn Unwetter losbrechen. So erzählen die Leute noch heute viel von unheimlichen Frauen und Männern, die erscheinen, wenn es schlechtes Wetter geben will. Es sind die Sturm- und Wetterdämonen. Man erkennt sie zwar nicht auf den ersten Blick als solche; denn selten ist der Gedanke, dass sie es sind, welche Sturm und Unwetter erzeugen, klar ausgesprochen; die Erzählung sagt nur, dass sie Unwetter künden.
Der Glaube an wiederkehrende Geister spielt oft in einzelne dieser Sagen hinein. Erzählungen von Wiederkehrenden schliessen gerne mit dem Ende: „Drufabe het ’s Wätter gänderet“; aber ihr Erscheinen stand ursprünglich mit dem Wetter in keinem Zusammenhang. Nicht dem Seelenglauben entspringen die kurzen Sagen von den Wetter kündenden Geistern, sondern im Erlebnis des Sturmes liegt ihr Ursprung. Dem Lauschenden graust, wenn er in den Sturm hinaushorcht; es tost, heult und pfeift! Da sind unheimliche Mächte, finstere Dämonen im Spiel. Sie sind es, welche das Unwetter erzeugen und in ihm einhergehen. Schrecken und Grausen zeichneten die Dämonen, deren Züge sich aber im Verlaufe der Jahrhunderte milderten.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.