Vom Ärdspiegel
Mi muss i dr Nacht e Spiegel amene Chrüzwäg vergrabe u drufstoh. Z’förchte brucht me si nüt; es cha eim nüt gscheh. De chunnt - grad use gseit - e Wage voll Tüfeli; aber eim öppis atue chönne sie nid; sie hei ke Macht über ein.
Deheime hänkt me dr Spiegel uf; mi cha ne hitue, wo me will. De gseht me drinn alls, wo me gärn möcht wüsse: ’s Hus wo dä wohnt, wo gstohle het u wie-n-er vor d’Tür chunnt. Mi gseht drinn, wie lang dass e Mönsch läbt, was amene Chrankne fählt u was gut für d’Chrankheit isch.
Dr Zürcher Ueli heig e söttige Spiegel gha.
Dr Buechegrotjoggi het au e Spiegel gno u nen i dr hellige Nacht am zwölfi amene Chrüzwäg i Bode to. Derno isch er druf gstange u warte gsi, was gscheih.
Du chunnt dür e Wald uehen e Lich derhär. Zwe hei ’s Totebäumli treit. Uf em Bäumli isch eine ghocket u het uf ere Flöte gfingerlet u düderlet. Das isch uf ihn z’Dorf cho. Vor Angscht het er gschnadelet wie-n-es aschpis Laub. Du springt er uf u dervo‚ was gisch, was hesch, u het alls dehinge glo.
Der Spiegel und die spiegelnde Fläche und das Bild, das sie zurückwarfen, beschäftigte das Denken der Menschen zu allen Zeiten. H. Zulliger, Die Lebendigen und die Toten, macht wahrscheinlich, dass der Spiegel, um geheimnisvolle Kräfte zu gewinnen, mit den Toten in Verbindung gebracht werden musste. Die Toten sind mächtiger als die Lebenden; von ihnen gehen die geheimnisvollen Kräfte auf den Spiegel über.
Kreuzwege spielen im Glauben des Volkes immer eine bedeutende Rolle.
Unsichere Kunde vom Fernrohr, dem „Feldspiegel“ mochte den Glauben vom Erdspiegel beeinflussen.
Einen Spiegel, der zur Entdeckung verborgener Quellen dient, gewinnt man auf andere Art:
"Vom Grüenspächt weiss i nüt z’brichte“‚ sagte mir ein Bauer, „aber vom Schwarzspächt. Das isch eso: Du muesch e Spiegel chaufe u ne drei Tag in es Loch lege, wo ne Schwarzspächt sis Hohl het. No dreine Tage chasch ne näh. Zerscht lot me ne Hund i Spiegel luege. De gsehsch ’s Wasser laufen im Bode u weisch, wo d’brunne muescht.“
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.