Es lebten einst ein Bauer und seine Frau, die waren mit einem Zwerg gut befreundet.
Als ihr jüngstes Kind geboren wurde, baten sie ihn, dem Kind Pate zu sein. Der Zwerg freute sich sehr, bedauerte aber, kein richtiges Geschenk für sein Patenkind zu haben. Er zog aber aus seinem Mäntelchen eine Wurzel heraus und gab sie der Bauersfrau mit den Worten: «Nehmt diese Wurzel als Geschenk, vielleicht seid ihr einmal froh darum. Wenn ihr einmal eine schlechte Ernte habt, so dass ihr über den Winter hungern müsstet, so schneidet die Wurzel in Stücke, und jeder in der Familie soll ein Stück davon essen. Dann gebt ihr dem Vieh genügend Futter, und danach müsst ihr euch im Heustock ein Loch graben. Dort legt euch hinein und deckt euch gut zu!» Die Frau dankte für die Wurzel, dachte aber bei sich: «So einen seltsamen Rat habe ich noch nie gehört.»
Jahre später jedoch gab es eine schlechte Ernte, und noch bevor der Winter begonnen hatte, gab es kaum noch etwas zu essen für die Familie. Da tat die Bäuerin alles, wie es der Zwerg geraten hatte, und nachdem jeder ein Stück von der Wurzel gegessen hatte, legte sich die Familie in den Heustock, deckte sich gut zu und schlief ein.
Und stellt euch vor: Als sie erwachten, war es Frühling, die Blumen fingen an zu blühen, und Menschen und Tiere hatten den schlimmen Winter gut überstanden.
Märchen aus der Schweiz
Fassung Djamila Jaenike nach: J.Jegerlehner, Sagen und Märchen aus dem Oberwallis, Basel 1913, Ems
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.