a) In der Göschener Alp gab es sehr viele Kröten und Schlangen, die bis in die Häuser eindrangen, den Leuten in die Milch hineingingen und in die Kost, oder was immer zubereitet wurde. Ja, die Menschen sogar waren bald des Lebens nicht mehr sicher. Das war eine rechte, grosse Plage. Da zog ein fahriger Schüler des Weges und versprach den Bewohnern der Alp, das Ungeziefer zu vertreiben, wenn jeder Haushälter ihm eine Geiss gebe. Die Gemeinde sagte freudig zu. Auf diesen Vertrag hin nahm der Fahrige ein Pfeiflein aus der Tasche, tat dreimal einen Pfiff, und alle Kröten und Schlangen kamen hervor und folgten seinen Schritten über eine Stunde weit bis zur St. Niklausenkapelle, also bis über die Gemeindmarken von Göschener Alp. Hier hielt er still und kündete den Kröten und Schlangen an, wenn je eine wieder die Grenzen nach der Göschener Alp überschreite, sei sie des Todes. Von da an ist die Alp von Kröten frei. (Aus Lütolf 243, 178.)
b) Schon in Göschenen, Abfrutt und Wyggen anerbot sich der Fremde, die Schlangen und das Ungeziefer zu vertreiben. Aber sie wollten ihm keinen Lohn geben. – Die Schlangen folgten dem Fahrenden bis gegen Horwen, also noch weiter als bis St. Niklausen, und dort verbannte er sie in die Wurägand hinauf.
Friedrich Epp, Portier, Maderanertal, und a.
P. Fl. Kindle im Archiv XII, pag. 213 erzählt: Das Pfeifchen war silbern. Schlange, Kröte, Ratte, Maulwurf, Schnecke und Wurm sammelten sich um den Spielmann, und als sie alle da waren, kehrte sich der Schüler, schritt, ein Märschchen pfeifend, das Tal hinaus, alle folgten ihm und kehrten nie mehr zurück.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.