Der Schmied von Rumpelbach

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Erlaubte dem Teufel, ihn mit Leib und Seele zu holen, wenn er ihm neun Jahre lang genug Geld verschaffe. Der Teufel nahm den Pakt an, brachte dem Schmied Geld in Hülle und Fülle, dass dieser in Saus und Braus leben konnte. Als die neun Jahre ihrem Ende entgegeneilten und die letzte Stunde der Frist herangebrochen, schloss der Schmied alle Türen seines Hauses bis auf eine, und hinter diese legte er ein Wolfeisen. Der Teufel kam und rumpelte mächtig an allen Türen, bis er die rechte fand und öffnete, um glücklich in das Wolfeisen zu plumpsen. Vor Freude hüpfte und tanzte der Schmied um den schwarzen Gefangenen herum und rief: »So jetz Tyfel! jetz bisch dü mynä statt ich dynä!« Und dieser seinerseits heulte und winselte, schwor und fluchte durcheinander. Am Ende verlegte er sich aufs Bitten und flehte den lachenden Schmied an, ihn loszulassen. »Wenn du mir wieder neun Jahre und wieder Geld genug schenkest, will ich dich laufen lassen«, meinte der Schmied, und der Teufel versprach es gerne, wurde vom Eisen befreit, hinkte davon und liess den Schwanz hangen.

Nachdem die Gnadenfrist verstrichen war, erschien der Höreler wieder in der Werkstatt und wollte seine Beute. Aber der Schmied zeigte ihm ein Gewehr und sagte: »Sofort werde ich mit dir kommen. Aber sage mir noch, was für ein Instrument dieses ist.« »E, das ist doch eine Zigarre«, erwiderte der Teufel. »Du hast's erraten«, sagte der Schmied, »das ist präzis eine Zigarre. Stecke sie ins Maul, ich will sie dir anzünden, und dann reisen wir selbander ab.« Gleitig steckte der Teufel das Gewehr ins Maul, der Schmied liess es los, es gab einen Krach, und der Schwarze wälzte sich ächzend und stöhnend am Boden. Ein grosses Wunder, dass er nicht tot war. Der Schmied hielt sich den Bauch vor Lachen. Endlich packte er den bös Blessierten, warf ihn in einen Sack, band zu, legte ihn auf den Amboss und begann darauf loszuhämmern. Da heulte der Teufel aus allen Kräften und bat, ihn loszulassen, und versprach alles mögliche. Um eine neue Gnadenfrist, diesmal von fünf Jahren, liess ihn der Schmied laufen.

Die fünf Jahre waren dahin, und der Böse stand schon wieder beim Schmied vor der Türe und sagte grinsend: »So jetzt, Schmiedlein, komme!« Dieser aber entgegnete mit Lachen: »Ja, du hast alle Wissenschaften mit Löffeln gefressen; aber meinen Kopf will ich an einen Batzen setzen, ich kann dir ein Tier zeigen, das du nicht kennst.« Das wurmte den Teufel, punkto Kenntnisse und Wissenschaften liess er sich nicht foppen. »Wenn du mir ein solches Tier zeigen kannst«, sagte er, »will ich nicht mehr Teufel sein und für immer und einfür allemal auf einen so ungeschlachten Klotz verzichten, wie du einer bist.« Jetzt hatte der Schmied, was er wollte. Er ging und wälzte sein altes Weib mit dem mächtigen Kropf im Honig herum und dann in den Hühnerfedern, stellte es in einen Baum hinauf und sagte hernach zum Teufel: »So, jetzt beschaue dir den Vogel da im Baume und sage mir, wie er heisst!« Der Teufel schaute und schaute, betrachtete das merkwürdige Geschöpf von allen Seiten und schüttelte den Kopf. Zuerst musste er lachen, dann aber wurde er fuchsteufelswild und brüllte: »Nein, ein solches Tier, welches das Euter am Halse und den Schwanz am Kopf hat, habe ich noch nie gesehen.« Und dampfte ab.

Vor dem Teufel hatte der Schmied jetzt Ruhe, aber dafür kam nach einigen Jahren ein anderer, der Tod, und führte ihn ab in die Ewigkeit. Zuerst kam er an die Höllenpforte. Aber da wollten sie ihn nicht. »Du könntest mir noch die ganze Hölle mit samt allem verkaufen, packe dich!« brüllte der Oberste der Teufel.

Da ging der Schmied vor die Himmelstüre und klopfte hübscheli an. Aber St. Peter machte ein verdriessliches Gesicht, als er öffnete und den Sünder erblickte. »Du hast's mit dem Teufel gehabt, nicht mit unserm Herrgott«, schnerzte er, »gehe zur Hölle, dort ist dein Gevatter!« Aber der Schmied zog schnell sein Schurzfell ab, warf es hinter die Himmelstüre, sprang blitzschnell darauf, setzte sich und rief:

»Ich bin der Schmied von Rumpelbach,
Da bin ich, und da bleib ich und sitz auf meiner Sach.«
Und da hinter der Himmelstüre, sitzt er heute noch auf seinem Schurzfell.
»Diä Gschicht hed-is alligs der alt Fadä-Daller-Wysi verzellt.«

Jos. Maria Arnold, Unterschächen

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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