a) Eine arme Seele hat man erlöst, wenn man am Samstag beim Abendessen schön sauber, ohne etwas zu versudlen, alles aufgegessen hat.
Frau Gisler-Arnold, Schächental
b) »Jetzt hem-mer än armi Seel erleest,« sagt man (wohl meistens scherzweise) so ziemlich im ganzen Kanton, wenn die Familie bei einer Mahlzeit alles sauber, »bi Rybis und Stybis«, aufgegessen hat.
c) »Chindä, mer wend süber üfässä, sä chennemer än armi Seel erleesä«, pflegte vor einigen Jahrzehnten eine Silener Frau in vollem Ernst zu sagen.
Sebastian Zberg
d) Indem man das folgende Gebet und drei Vater Unser und Ave Maria drei Mal betet, kann man eine arme Seele erlösen.
As lyttet annärä Lycht,
Gott mache sie sälig, Gott mache sie rych,
Gott gäbärä das ewig Läbä.
Isch si neecher bi Gott weder ich,
So bätt si äu fir mich.
e) Ein bejahrtes Isentaler Mandli pflegte ein altes Gebet zu verrichten, von welchem ich nur folgenden Schluss erfahren konnte:
»Wer dieses Gebetlein sprach und sprach, dem wird der lieb Gott dry Seelä z'erleesä gä: die erscht Vatters-Seel, die zweit Müetters-Seel (die Schreibart »Vatters Seel, Müetters Seel« steht nicht sicher, vielleicht wäre »Vatterseel, Müetterseel« richtiger), diä Dritt sy Seel sälbst.«
Einen ganz ähnlichen Satz weist das volkstümliche Freitagsgebet auf.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.