In weiten Gegenden lebt die weihnächtliche Sage von jenem ungläubigen Bauern, der unter keinen Umständen zugeben wollte, dass in der hochheiligen Christnacht die guten Haustiere im Stalle miteinander reden könnten. Auch im Zugerland hörte man von ihm erzählen.
Der zweifelnde Bauer stieg in der weihevollen Christnacht auf den Heuboden hinauf und wollte so die kauenden Stalltiere belauschen. Durch jene Lücke, durch welche in der langen Winterszeit das duftende Heu in die Futterkrippen hinuntergestossen wird, guckte er auf das Vieh hinunter. Als dann die festlichen Weihnachtsglocken verklungen waren und die frommen Beter in der nahen Kirche der feierlichen Christmette beiwohnten, fingen die Tiere im Stall an zu reden.
Da sprach die erste Kuh: "Wo steckt heute der Bauer?", worauf die zweite Kuh antwortete: "Er hockt auf der Drüschchi oben". Das dritte Haupt Vieh im Stall war eine Zugkuh, die schloss die nächtliche Unterredung der Tiere mit den prophetischen Worten: "Ja, in drei Tagen muss ich ihn dann auf den Kirchhof hinüber führen". Vor jähem Schrecken fiel der horchende Bauer in Ohnmacht.
Am frühen Morgen wurde er von den Knechten aufgefunden, als sie das Vieh füttern wollten. Ins Bett gebracht, fieberte der Bauer sehr stark und nach drei Tagen lag er steifgestreckt auf der Totenbahre. Kurz vor dem letzten Röcheln konnte er den umstehenden Verwandten das furchtbare Gespräch der Kühe während der Christnacht erzählen.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 82
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.