Einer hatte ein Hotel, worin es aber alle verderbte, die darin übernachteten. Ein Handwerksbursche, der kein Obdach fand, übernachtete trotz der Warnung des Hoteliers darin. Als er am nächsten Morgen gesund und heil wieder erschien, wünschte er, eine zweite Nacht darin zu verbringen, ebenso eine dritte. Er begehrte vom Hotelier nur ein Licht, ein Gebetbuch und ein Kruzifix. Am dritten Morgen erzählte er: »Ich fand im Saale einen Tisch und um ihn herum dreizehn Sessel. In einen von ihnen setzte ich mich und las und betete und liess das Licht brennen neben dem Kreuz, das ich auf den Tisch gestellt hatte. Um Mitternacht kamen elf Männer herein, einer älter als der andere, und liessen sich stumm auf elf Sesseln nieder; am Morgen gingen sie wieder, wie sie gekommen. In der dritten Nacht redete ich sie an und fragte, warum sie mich nicht auch verderbten wie meine Vorgänger. Da ergriff einer das Wort, der älteste, und sagte: »Deine Vorgänger haben uns das Recht bestritten, hier zu sitzen, sie haben sich gegen uns aufgelehnt, haben geflucht und uns hinauswerfen wollen. So haben wir Gewalt über sie bekommen, nicht aber über dich, weil du gebetet und dich ruhig auf deinem Sessel verhalten hast. Und nun vernimm! Ich bin einst auf unrechte Weise in den Besitz dieses Hotels gekommen und es hat sich auf meine Söhne und ihre Nachkommen – du siehst sie hier alle beisammen – vererbt. Und wenn der jetzige Nachkomme, der darauf sitzt, es nicht an die rechtmässigen Inhaber zurückgibt, so ist der zwölfte Sessel für ihn hier bereit! Sage es ihm!« Dann verschwanden die elf Geister.« Der Hotelier hatte genug gehört. Er beeilte sich, den Wink seines Vorfahren zu befolgen.
Peter Anton Gamma, 50 Jahre alt, Alpknecht, von Göscheneralp
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.