D'Stund isch da

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

  1. Platti-Liese, ein 1890 im hohen Alter von 100 Jahren verstorbenes Müetterli, hat erzählt:
Im Erstfeldertal arbeiteten einst mehrere Männer am Holz. Da hörten sie eine Stimme rufen: »D'Stund isch da, und d'r Mänsch isch nu nit da.« So rief es rasch dreimal nacheinander, und jetzt kam im hellen Lauf ein Mann daher gerannt und wollte an ihnen vorbeieilen. In diesem Augenblick fiel die Tanne und tötete den Eilenden. Mein Vater hat diesen Mann gekannt.

Franziska Frei, Erstfeld

2. Männer im Meiental hatten soeben aufgetristetes Wildheu abgefasst, als sie eine Stimme hörten:
»D'Stund isch noochä-n- und d'r Mensch nu niënä.« Trotz ihres Staunens fuhren sie ab. Nach wenigen Augenblicken geriet einer in ein Föhnengwächti, das sich löste und ihn im Schnee begrub. »Das isch denn aber ä grindlichi Wahrheit. Das het miër der N.N. selber v'rzellt und het gsäit, das syg sy Grossvatter gsy.«

Marianna Schmid, 78 J. alt, Hospental

3. Eine von Bürglen gebürtige Magd hörte in einem Herrenhause in Altdorf eine Stimme rufen:
»Hyr miër, z' Jahr diër«

Bald darauf fing sie an zu kränkeln; sie bekam die Auszehrung und musste den Platz verlassen. Nach Verlauf eines Jahres war sie eine Leiche.

Josefa Imhof-Aschwanden, 84 J. alt

4. Im Traume ward Einem geoffenbart, er werde am nächsten Tage von einem Stein erschlagen werden. »Dem kann vorgesorgt werden,« dachte er in seinem Innern, ging und legte sich ins Bett. Wie er so dalag, hörte er gegen Abend, da er sich schon freute, dem Tod ein Schnippchen geschlagen zu haben, jemand rufen: »D'Stund isch da, und der Tot isch niënä.« Die Neugierde trieb ihn auf und vor das Häuschen hinaus, um sich nach dem Rufer umzuschauen. Als er auf der freien Haustreppe stand, da fiel ein Stein vom Dache und tötete ihn.

Nach anderer Erzählart im Maderanertal hörte der Mann in der Heiligen Nacht dem Gespräche der Haustiere im Stalle zu und vernahm hier, dass er am folgenden Tage von einem Steine werde erschlagen werden.

»Wo eim d'r Tod g'grächet isch, da erggaht-men-em nitt,« sagt man fast sprichwörtlich.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

 

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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