Einst war der Weg von dem sonnigen Allenwinden in die Stadt Zug recht beschwerlich. Ein kleiner, schmaler Pfad führte vom Grüth gegen den Talboden und dieser einsame Pfad ging durch einen dichten Bergwald. Man ging des Nachts nie gerne auf diesem Weg. Ein Bauersmann hatte sich wegen dringender Geschäfte etwas lange in der Stadt aufgehalten und als er den Heimweg antrat, schloss bereits der Stadtwächter hinter ihm mit vielem Lärm das massive Stadttor. Vom See trieb ein dicker Nebel gegen den Zugerberg. Wacker schritt der Bauer aus und dachte an seine warme Stube und an das willkommene Nachtmahl. Wie er einige Minuten durch den Wald ging, merkte er plötzlich zu seinem grossen Schrecken, dass er ab dem Wege geirrt sich mitten im wildesten Dickicht befinde. Er wanderte nach rechts, er wanderte nach links, kein Weg wollte sich öffnen. Sein Irren und Suchen fand keinen Ausweg. In dieser großen Herzensnot sank er auf die Knie und flehte zum Himmel. Er versprach unter heissen Bitten auf der Höhe von Allenwinden zu Ehren der schmerzhaften Mutter und des heiligen Bauernpatrons Wendel eine Kapelle zu bauen, so er heil aus dem verwirrbaren Wald komme. Wie er dies Gelübde getan, leuchtete es hell durch die Waldgipfel, ein Stern blinzelte hervor und das wirre Gestrüpp gab den Weg frei. Mit einigen Schritten war der nächtliche Wanderer am Waldrand und bald daheim. Im frommen Sinn erfüllte er sein Versprechen und so wurde die kleine Kapelle zu Allenwinden gebaut.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 20
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.