a) Ein Ehepaar wollte keine Kinder haben. Da sagte einmal der Beichtvater zum Gatten, er könne ihm diese Sünde nicht nachlassen. Da reiste der Mann bis nach Rom und beichtete dem hl. Vater. Dieser befahl ihm: »Gehet diesen Abend in den St. Petersdom und betet dort die ganze Nacht hindurch; wenn dann niemand in die Kirche kommt, so kann ich euch lossprechen, sonst aber nicht.« Der Sünder gehorchte. Gegen Mitternacht kam eine riesige Volksmenge in den Dom: Bischöfe, Priester, Generäle, Soldaten, Gelehrte, Handwerker, Bauern, Leute aus jedem Stande und jedem Alter. Das erzählte er dem Papst, und der erklärte jetzt, er könne ihn nicht lossprechen; das seien alles Menschen gewesen, die seine Nachkommen geworden wären, wenn er recht in der Ehe gelebt hätte.
Frau Planzer-Gisler, Sisikon
b) Als der Eheman am Sterben war, sah er eine Menge Volk, Junge und Alte, Geistliche und Weltliche in das Zimmer kommen und sagte das dem Geistlichen, der bei ihm war, um ihn auszutrösten. Dieser belehrte ihn: »Diese alle wären deine Nachkommen geworden, wenn du recht in der Ehe gelebt hättest, und du wirst solange wandlen müssen, als diese Nachkommenschaft gedauert hätte.«
Karl Gisler, Schächental
c) Zwei Eheleute hatten erst geheiratet, da sie sicher waren, keine Kinder mehr zu bekommen. Nach dem Tode erschien der Gatte seiner hinterbliebenen Gattin und sagte, sie müsse eine Kröte auf ihre Brust legen und da tragen, und wenn dann ihre Brust ganz abgefault sei, dann erst könne er erlöst werden.
Peter Tresch, Silenen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.