Ein Bauer, so haben die Alten zu Seedorf erzählt, hatte zwei Knechte, die es nicht allzustrenge hatten, und denen er eine gute Kost vollauf gönnte. Dennoch magerten sie zusehends ab, sind appäg'hytt wie d'Geiss. Deshalb fragte sie der Meister eines Tages, was mit ihnen sei, dass sie so abmagerten; ob ihnen etwas fehle, sie sollen es nur sagen. Jetzt erzählten sie ihm: »Jede Nacht kommt eine grosse schwarze Katze in unsere Schlafkammer, springt aufs Bett, sitzt uns auf das Herz und quält und drückt uns furchtbar. Wir vermuten, es sei deine eigene Frau, denn einmal, als sie uns wahrscheinlich schlafend dachte, kam sie in ihrer wirklichen Gestalt in die Kammer und ging wieder fort, als sie merkte, dass wir nicht schliefen. Aber jetzt diesen Abend halten wir ein Gewehr bereit, mit gesegneter Munition geladen, und werden auf die Katze schiessen.« Da erschrak der Meister, denn auch er selber traute der Frau nicht recht und hatte sie im Verdachte der Hexerei. Aber was machen, um das drohende Unglück abzuwenden? Da gaben ihm die Knechte einen guten Rat: »Nachts, bald nach 11 Uhr, gib acht! und wenn du siehst, dass deine Frau schläft, ohne zu atmen, dann wende sie um und lege sie auf ihr Gesicht.« Der Meister handelte nach diesem Rat, und am Morgen lag seine Gattin tot im Bette auf ihrem Angesicht, wie er sie hingelegt hatte. Ihr Geist hatte nicht mehr zu ihr zurückkehren können, weil sie auf dem Gesichte lag.
Gottlieb Herger, Besenmacher, 50 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.