1. Von einer Stelle der Gotthardstrasse aus, nahe der Teufelsbrücke, habe man früher in der Chilwi (so heisst die Örtlichkeit) ob dem Teufeltal die Hexen tanzen gesehen; sie trugen kurze, gestreifte Röcke und auf dem Kopf Schinhüte. In der Nähe dieses Tanzplatzes ist ein Brunnen. »Diä hennts lustig!« sagten allemal die Leute, die dem Tanze zuschauen konnten.
Anton Wipfli, 70 J. alt, Wassen
2. In der Oberbitzimatt zu Sisikon, wo ich in meiner Jugend aufgezogen wurde, traf ich eines Tages auf einem ebenen Plätzchen einen Ring, worin gar nichts wuchs, der die blosse Erde zeigte; er war ungefähr einen Schuh breit, hatte etwa den Umfang eines grossen Wagenrades und umschloss in der Mitte ein kleines, rundes Stücklein Land, das fruchtbar war. Ich sagte das meinem Pflegevater, und der sagte: »Ja, dieser Ring sei stets unfruchtbar, weil darin die Hexen getanzt hätten.«
Michael Aschwanden, 80 J. alt
3. Weibel-Toni-Sepp mit seiner Geliebten sitzen eines Abends, da sie vom Markte von Altdorf heimgekehrt, auf dem Bänkli vor dem alten Haus in der Rütti und plaudern fröhlich und in allen Ehren mit einander, keines Unrechtes sich bewusst. Da, auf einmal erblicken sie auf dem Bödemli unterhalb des Nachbarhauses in der Hostet ein Weibsbild in einem kurzen bärsianenen Röcklein, das wie rasend in unheimlicher Schnelligkeit einige Male im Kreise um einen Baum herumspringt und dann plötzlich verschwindet. Das »Karisieren« haben die zwei an jenem Abend dann aufgegeben. (19. Jahrh.)
Mitget. v. Pfr. Jos. Arnold, Spiringen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.