Vor etwa 60 Jahren brachten die Berner einen gewaltigen Riesen an einer Kette durch das Glarner Land hinauf bis nach Linthal und forderten die Glarner zu einem Schwinget heraus. Nun gab es damals sehr viele junge, baumstarke ledige Mannenvölker im Kanton Glarus. Mein 80jähriger Meister, der es mir erzählt hat, war damals auch so ein junger Lediger. Aber keiner von ihnen getraute sich, die Ehre der Glarner zu retten und mit dem Riesen anzubinden. Da schickten sie zum alten Fridli Dürst, einem kleinen, schon nicht mehr jungen Mandli, das eine unvernünftige Kraft hatte. Sie baten ihn, er möchte kommen und mit dem Berner schwingen und die Ehre des Glarner Landes retten. Aber er wollte zuerst nicht und entschuldigte sich mit seinem Alter. Aber nach und nach gab er ihren Bitten nach und ging mit ihnen nach Linthal. Dort, im Raben, logierten die Berner. Der Riese kam vors Haus. Der Fridli schaute ihn an, warf sein Lederkäppchen auf den Platz hinaus und sagte: »Da, genau auf den nämlichen Fleck musst du fliegen.« Der Riese und die Berner lachten. Unversehens aber unterschoss ihn der Durst, warf ihn über seinen Kopf nach hinten und brach ihm das Genick. Da hatten die Glarner eine grosse Freude und zechten und jubelten lange in die Nacht hinaus.
Joh. Jos. Zgraggen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.