Es war in der Franzosenzeit, anno 1799. Franzosen und Russen kämpften miteinander in der Linthebene‚ und die Leute im Gebirge oben schauten dem Getümmel vom Welschenberg herab zu.
Eines Morgens hatte sich ein verwundeter Offizier im Bergland verirrt. Vor dem Hause im Schindelberg war er kraftlos zusammengesunken. Die Familie Hofer, welche da haushablich war, pflegte den Soldaten, der sich Christen nannte. Aber ein missgünstiger Hirte verriet ihn beim helvetischen Kommando‚ und die Landjäger sollten ihn holen. Hofers kamen aber den Verfolgern zuvor. Sie verbargen den Verwundeten in jener Höhle in der Neurüti, die Heinrich Reiser‚ Zitmachers, in der Strahlegg sonst als Heuschopf benützte. Aber als die Späher dem Offizier wieder auf der Spur waren, verbrachten ihn Hofers in die Höhle im Schmidwaldsgubel.
Später konnte er in seine Heimat entkommen. Seit jener Zeit aber heisst die Höhle in der Neurüti „Christelis Höhle“.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Die Geschichte hörte ich erstmals um 1938 von der damals 13jährigen Schülerin Selma Pfenninger, die sie von Lehrer Schaufelberger in Wernetshausen vernommen hatte. Die Erzählung geht auf den „Geissenvater“ Rüegg, ehemals in Baurenboden, zurück. - Aus derselben Zeit stammt auch die Überlieferung (ebenfalls schriftl. im Nachlass des Geissenvaters Rüegg), dass 1799 auf der Schnebelhornweid eine Weidscheuer aufgerichtet wurde. Das Toggenburg war damals von den Österreichern, das Zürichbiet von den Franzosen besetzt. Und die beiden Wachtposten auf dem Schnebelhorn‚ der Österreicher und der Franzose, halfen aufrichten und waren auch am Aufrichtemahl. - Über den Geissenvater Rüegg, 1853 - 1938, siehe Sep.-Abdr. aus der Sonntagspost des Landboten, „De Geissevatter Rüegg“ von Rud. Kägi (ohne Datum). Vergl. dazu Walter Hofmann und Richard Heer, Höhlen im Tösstal, Sep.-Abdr. aus dem „Landboten“, Winterthur 1967.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch