Kriegslist der Eidgenossen vor Zürich

Land: Schweiz
Region: Zürich Stadt, Zürichsee
Kategorie: Sage

Kriegslist der Eidgenossen vor Zürich

Während des alten Zürichkrieges waren sich die Zürcher über ihre Kriegsführung nicht immer einig. So lagerten sie einmal uneins, es war im Sommer 1443, vor der Stadt bei St. Jakob und bei Wiedikon. Sie schickten in die Stadt nach Wein und Brot; man ass und trank und war lustig und lag herum ohne jede Vorsicht. Weiber und Kinder liefen hin und her, als ob Kirchweih wäre. Die Zürcher hatten dabei keine Ahnung das der Feind schon ganz nahe war.

Unterdessen schickte Reding, der Hauptmann der Schwyzer, 400 seiner Leute, die alle vorn am Kleid rote Kreuze trugen, unterhalb der Manegg vorbei an die Sihl hinunter bis nahe zum zürcherischen Lager. Die übrigen Eidgenossen warteten bei Wiedikon am Albis. Wie diese den Zeitpunkt für gekommen hielten, marschierten sie über das Feld gegen St. Jakob. Als sich die Zürcher rüsteten, gegen den Feind zu ziehen, stürmten jene 400 aus dem Gesträuche an der Sihl auf sie los. Da die Schützen auf sie schiessen wollten, wehrte Ihnen Bürgermeister Stüssi das ab mit den Worten: „Nichts da, das sind von den unseren; sie tragen ja rote Kreuze!“

Damit wandte sich die Zürcher Mannschaft gegen den Gewalthaufen der Eidgenossen. Die listigen 400 aber zogen rasch der Stadt zu und fingen plötzlich an zu rufen: „Verräter, Verräter! Flieht, Zürcher, flieht!“ Zudem griffen nun die andern Eidgenossen an, und es herrschte eine heillose Unordnung unter den Zürchern. Alles floh der Stadt zu. Schon waren Feinde in die Stadt eingedrungen. Viele Zürcher wurden auf der schmalen Brücke vor dem Tore umgebracht, so Bürgermeister Stüssi, der ein Haupturheber des Krieges war. Ein Krieger aus Küsnacht erstach dort den Stadtschreiber mit den Worten: „Du bist auch schuld, dass hier so mancher Biedermann umkommt, darum musst du auch sterben!“

Als alles so kopflos in die Stadt hineindrängte, und man nicht Freund und Feind zu unterscheiden vermochte, fiel es der tapferen Frau Anna Ziegler ein, das Fallgitter am Tor hernieder zu lassen. Sie zwängte sich durch das Kampfgewühl, konnte ungehindert des Torwarts Stube erreichen und liess das Gatter niederrasseln, dass der Ansturm mit einem Male aufgehalten wurde. Die Zürcher erledigten die eingedrungenen Feinde nun rasch. Trotzdem konnte der Landschreiber von Glarus noch schnell seinen Freunden ein erobertes Fähnchen zwischen den Gatterpfählen hinaus zustrecken Er fiel als tapferer Krieger.

Nun kamen die Zürcher wieder zur Besinnung und brachten schliesslich den Feind von den Stadtmauern weg. Der aber verwüstete das Gebiet rings um die Stadt in blinder Wut und zog erst ab, nachdem er den Zürchern genug Schaden angetan hatte.

Dass es aber nicht zum Schlimmsten kam, hatte die Geistesgegenwart der Frau Anna Ziegler verhütet.

Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Teil nach Brennwald 2, 98, ab Zeile 13, ins Neuhochdeutsche übertragen, mit einigen Kürzungen; 2. Teil nach Lienert, S. 54, ebenfalls gekürzt.

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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