Ein Buchser wurde, wenn er sein Vieh in einem Gütli am Berge fütterte, sehr oft von einem wilden Mannli besucht. Nicht weit davon entfernt war das Wildenmannslöchli, des letztern Wohnung. "Du," sagte eines Tages der Buchser zum wilden Männli, "am nächsten Samstag sollte ich notwendig den Sarganser Markt besuchen; mein Vater ist unpässlich, und ich finde keinen Ersatz. Würdest du nicht an jenem Tage für mein Vieh sorgen?" Das wilde Männli sagte zu, sofern an jenem Tage das Wetter gut sein werde.
Am Freitagabend war der Himmel bedeckt, am Samstagmorgen dagegen wieder klar; denn ein mässiger Föhnwind hatte ihn reingeblasen, und der Buchser ging getrost seines Weges.
Als er aber am andern Morgen in den Stall kam, fand er die schrecklichste Unordnung. Die Kühe waren nicht gemolken, nicht gefüttert, getränkt, auch nicht gereinigt worden. Das wilde Männli hatte also sein Versprechen nicht gehalten.
Als dieses dann einige Tage später wieder in den Stall kam, sagte der Buchser: "Gelt, allawil in min Stall go hogga, das tuast; aber für mi Vehli luaga, wie's versprocha hest, das magst nit." Hierauf erwiderte der Kleine: "Am letzta Samstig ist der ganz Tag Pföa (Föhn) gsi, un das ist doch das schlechtist Wetter."
Heinrich Hilty.
Ein wildes Männchen in Bünden soll gesagt haben:
"Wenn alli Wetter Wetter sind,
Das leidist Wetter ist der Wind."
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 123, S. 60f
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.