Der Bergsturz in Montbiel

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Nachdem es mehrere Tage hintereinander stark geregnet hatte, rutschte in Folge unsinniger Abholzung, wodurch dem Boden der Halt genommen wurde, ein Teil des, oberhalb Montbiel (Closters) liegenden Waldgrundes, am 6. Juni (Sonntag) des Jahres 1770, Nachmittags zwei Uhr, herunter, und verschüttete 11 Häuser, in denen 13 Haushaltungen wohnten, so wie viele Ställe und Speicher, bis unter die Landstrasse.

Von diesen 13 Haushaltungen sind 40 Personen am Leben erhalten worden, welche mit Andern (aus verschont gebliebenen Häusern in Montbiel) nach dem Platze (Closters) zur Predigt gegangen, und noch nicht zurückgekehrt waren.

Mit grosser Mühe und durch Hülfe von den Nachbarn ringsum wurde Tag und Nacht der Schutt durchgraben; die 19 Personen, die erdrückt oder erstickt waren, wurden an einem Tage, am Platze in ein grosses Grab ge­legt, - »und es war ein trauriges Begräbnis.«

Ein Mann, welcher wegen dem Schutte, der sein Häuslein ganz »einge­mauert« (ringsum eingelettet) hatte, nicht mehr, weder durch Türe noch durch Fenster, dem grässlichen Gefängnisse entweichen konnte, kletterte

in das Kamin, und machte oben sich Luft; darauf grub er sich durch den weichen, aber zähen Schutt und Schlamm, mühsam weiter, und kam so im Verlaufe längerer Zeit aus seinem Grabe heraus.

Die meisten der verschütteten Häuser waren Eigentum des bekannten Patrioten Hans Jeuch, welcher an eben diesem Unglückstage, in Closters, mit seiner Jungfer Braut sich hatte kopulieren lassen, und Willens war, in seinem Hause in Montbiel achtzig Personen zu gastieren. Eines kleinen Umstandes wegen, wurde die Gasterei verschoben, und dadurch verhütet, dass nicht auch noch das Freuden-Mahl zum Toten-Mahle geworden.

Erst am 17. Juni (Donnerstag) fand das Gastmahl statt, »aber man war nicht fröhlich dabei. Es hat der Herr Jeuch zwanzig Dublonen in die Schüssel gelegt, für die Armen, welche um Habe und Wohnung gekommen waren, und die reichen Verwandten haben auch Viel gegeben, und es hat ihre ‚Miltigkeit‘ hernach viel Segen gebracht.«

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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