Einmal, vor sehr langer Zeit, trugen die Glühwürmchen oben und unten an ihrem Körper ein Licht. Da mussten eines Tages ein paar Schneiderinnen das Hochzeitskleid für die Gräfin fertigmachen. Sie nähten beim Schein einer Öllampe. Aber das Öl ging langsam aus.
Da kam eine Fee vorbei und sagte: «Braucht ihr Hilfe?»
«Ja, ja, ja.»
«Gut, dann will ich alle meine Töchter rufen, damit sie euch helfen!»
Da kamen Tausende von Glühwürmchen. Die Schneiderinnen hängten sie an der Mauer auf. So hatten sie genug Licht, um das Kleid der Gräfin fertigzustellen. Und die Fee traf mit den Schneiderinnen eine Abmachung. Sie sagte: «Ich habe euch meine Glühwürmchen zur Verfügung gestellt. Dafür müsst ihr uns zum Hochzeitsfest einladen, und meine Glühwürmchen werden um die Krone und den Schleier der Braut einen Kranz bilden.»
Als die Glühwürmchen sich auf den Schleier der Braut setzten, sagte die glücklich: «Ja, ja, kommt nur!»
Der Bräutigam wollte aber nichts davon wissen und jagte die Glühwürmchen weg.
Da rächte sich die Fee und sagte: «Diesmal kann ich euch nicht verzeihen!»
Und von dem Tag an trugen die Glühwürmchen das Licht nicht mehr wie früher. Sie lassen ihr Lämpchen nur noch ab und zu aufleuchten, sodass die armen Schneiderinnen nichts mehr zustande bringen.
Aus: Märchen aus dem Tessin, herausgegeben und übersetzt von Pia Todorovic Redaelli, Zürich 2006, erzählt von Jolanda Bianchi-Poli aus Brusino
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.