Die Gründung des Klosters Rheinau
Als einst auf dem Platze wo jetzt Schaffhausen liegt, nur ein Kloster und eine Schifflände waren, fischte dort im Rhein ein reicher, vornehmer Edelmann. Darüber schläfrig geworden, lenkte er den Nachen, worin er allein war, in eine Bucht, legte sich nieder und schlummerte ein. Während er so im Schlafe lag, wurde der unbefestigte Kahn von den Wellen allmählich in die Strömung des Flusses gespült, und nun ging es mit ihm schneller und schneller dem Rheinfalle zu. Der Edelmann schlief noch immer und erwachte selbst dann nicht, als er mit dem Nachen den grässlichen Fall hinabgerissen wurde. Als er die Augen aufschlug, lag der Kahn. unbeschädigt wie er, eine Stunde unterhalb des Rheinfalles an einsamem Ufer. Da erkannte der Edelmann, was mit ihm geschehen, und wie er wunderbar von Gott am Leben erhalten worden war. Zum Danke hiefür stiftete er an diesem Orte ein reiches Kloster: die Benediktinerabtei Rheinau.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Winterthur und Weinland
Wörtlich aus Herzog I, Nr. 233. Historisches zur Gründung der Abtei Rheinau siehe G. Meyer v. K., Die Anfänge Klosters Rheinau (Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde, Bd. 10) und die neuesten Untersuchungsergebnisse von Karl Schmid, Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des grossfränkischen und frühdeutschen Adels, S. 252ff. (Forschungen zur Oberrheinischen Landesgesch. IV, Freiburg i. Br. 1957).
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.