An einem Karfreitag kam Marx Eisenegger von Guntershausen mit anderen Gefährten im Münchentobel am Haselberg an eine Stelle, wo einst eine Zwingherrenburg stand, um ein Bürdelein Holz zu suchen. Dort trafen sie die Bedienten des Landvogts, nach Schätzen grabend. Nachdem sie sich gegenseitig angeredet, wurden sie einig, dass die Guntershauser den letzteren sollten graben helfen. Keiner durfte aber ein Wörtlein sprechen, so lange er sich innerhalb des mit Ruten abgesteckten Ortes befand. Auf einem etwas erhöhten Platze erblickten sie eine Gestalt mit einem blossen Schwert in der Hand, die zuerst zu ihnen sagte, wenn sie den Schatz gefunden hätten, sollten sie sich nicht mehr nach ihm umsehen, dann aber keinen Laut mehr von sich gab. In dem abgegrenzten Gebiet lag ein Sieb, in welchem eine alte Schere beständig tanzte. Nach langer Arbeit fanden die Gräber einen Brandpfahl mit einem wappenartigen Anhängsel. Allmählich wurde der Ton der Streiche hohler, als würde man auf eine grosse eiserne Kiste stossen. Jetzt schickten die Diener des Landvogts die Guntershauser weg unter dem Vorwand, ihnen im Tal Getränke zu holen. Kaum hatten diese die Grube verlassen, so hörten sie voll Entsetzen ein Geräusch, wie von unter der Erde dahinrasselnden Wagen. Der Mann mit dem Schwert sprang mit den Worten: «Jetzt bin ich erlöst; in sieben Jahren wird der Schatz wieder hieher kommen», freudig in die Tiefe. Noch lange nachher sah man den Pfahl und das Loch mit den gesteckten Ruten.
Quelle: A. Oberholzer, Thurgauer Sagen, Frauenfeld 1912
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch