Auf einer Alp in Oberhasli wurden den Sennen immer die besten und schönsten Kühe umgebracht. Viele wollten die Alp nicht verlassen, in der Hoffnung, entweder werde es besser oder sie dem Wesen «in's Spiel» kommen. So kamen mehrere um ihr ganzes Vieh, und zuletzt wollte niemand mehr hinauf. Wer aber nahe kam, sah eine sonderbar grosse schöne Kuh im Grase weiden, und hörte einen Ruf: Wer diese Kuh binnen einer Stunde fertig melkt und eine Nacht in der Hütte bleibt, der erlöst die Alp. Mancher ging mutig hinauf und kehrte nicht wieder zurück.
Da versuchte es ein herzhafter Küher und stieg auf den Berg. Er fand die Kuh im Stall und ging an's Werk. Als er daran war, erschien ein schwarzer Mann im Stall und suchte den Melker durch allerlei Künste aufzuhalten. Der liess sich dadurch nicht beirren, und hatte binnen einer Stunde ganze Melchtern voll gemolken. Jetzt folgte ihm der Schwarze sogar in den Gaden, wo er sich mit seinen eiskalten Gliedern hart an ihn legte.
Um Mitternacht stand der Schwarze auf, ging an den Herd, pickelte dort ein Loch auf und rief dann den Küher herbei, er solle ihm helfen. Dieser zeigte nicht grosse Lust, kam aber auf die Drohung, falls er nicht komme, möge er schauen, wie es ihm ergehe, und sah im Herde einen
aufgedeckten grossen Kessel voll Gold und Silber. Diesen musste er ihm helfen herauszuheben. Jetzt teilte der Schwarze alles Geld in drei Haufen und sagte: Dieser eine Haufen ist dein, der zweite gehört dem Besitzer der Alp und der dritte ist für diejenigen, welche auf derselben verarmt sind. Nach diesen Worten verschwand er und wurde nie wieder gesehen.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch