Der Süiviggeli in Selzach war ein armer, aber ehrlicher Knecht. Weil sein Vater Sauhirt im Dorf gewesen war, rief man ihn im Dorf so. Einmal in den Austagen, und zwar gerade in der Karwoche, stieg er den Bettlachberg hinauf, um in der Hütte und auf der Weide nach dem Rechten zu sehen, wie es ihn sein Vetter Jörg geheissen hatte. Er fand dort oben alles in gutem Zustand. Wie er dann den Berg wieder hinabschritt und dem Engpass beim Bettlacherschloss sich näherte, hörte er plötzlich ein Geräusch. Wie er hinschaut, erblickt er oben auf dem Felsen ein kleines schwarzgekleidetes Männchen, das in einer Wanne Gold sonnte. Das Männchen hatte einen grossen Kopf, einen Spitzhut darauf und an den Füssen Schnallenschuhe. Es deutete mit kummervoller Miene auf sein Gold. Der Süiviggeli hätte das viele Gold gerne gehabt. Doch graute ihm vor dem seltsamen Männchen. Da liess er das Gold Gold sein und sprang davon. Als er sich einmal umdrehte, sah er, wie das Männchen zornig seine Faust gegen ihn hob, weil er nicht den Mut gehabt hatte, ihn von seinen Schätzen zu erlösen. Daheim angekommen, schämte er sich seiner Feigheit und nahm sich vor, ein andermal mutiger zu sein. Noch manches Jahr ist der Süiviggeli den Bettlacherberg hinaufgestiegen, um sein Glück zu versuchen. Aber das Männchen mit seinem Schatz ist ihm nie mehr erschienen.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch