Die Tochter eines Solothurner Schuhmachers musste einst in der Stadt Schuhe austragen. Einer bezahlte ihr die Schuhe in lauter kleinen Münzen, was das Mädchen verdross. Als sie auf dem Heimweg war, sprach sie ein fremder Geselle an und fragte, ob sie ihm nicht gegen einen Taler kleine Münzen geben könne. Da zählte ihm das Mädchen das schlechte Geld in die Hand und nahm dafür einen Silbertaler.

Zu Hause versorgte der Schuhmacher den Silbertaler in der Werkstatt im Kasten. In derselben Nacht erwachte er und meinte, aus der Werkstatt ein Klirren und Klingen zu hören. Als er am anderen Morgen im Kasten nach dem Geld sah, war der Silbertaler mit allem anderen Geld, das sich darin befunden hatte, verschwunden. Der Schuhmacher wusste sich keinen Rat und fragte einen Nachbarn, wie all sein Geld auf diese geheimnisvolle Weise verschwunden sein könnte. «Da hat eure Tochter sicher einen Wechseltaler mitgebracht, und ich kann mir denken, wer ihr den gegeben hat.» Denn in der vergangenen Nacht hatte ein fremder Geselle im nahen Wirtshaus alle, die da mithalten wollten, freigehalten, obschon kein Mensch wusste, wusste, woher der Geselle so viel Geld hatte.

Und dieser Bursche hatte der Tochter des Schuhmachers einen Wechseltaler aufgedrängt, der nicht nur seinem Besitzer immer wieder in die Tasche zurückkehrte, sondern auch alles Geld mitbrachte, bei dem der Taler in der Zwischenzeit gelegen hatte. So hatte der fremde Geselle mit dem Geld des Schuhmachers die Nacht fröhlich durchzecht.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch