Ein Sachsler alpete vor nicht gar langer Zeit im Klysterli. Als treuen Begleiter und Beschützer der Hütte hatte er einen Hund bei sich, den er nachts auch mit in die Daster nahm. Eines Abends liess sich das Wetter recht bös an. Man käsete in der Hütte und ging dann in die Daster. Als es zu finstern anfing, toste und krachte es draussen, als ob der jüngste Tag gekommen wäre. Der Hund ward immer ängstlicher. Auf einmal sprang er in einem Satz zum Fenster hinaus und eilte schrecklich heulend dem Melchtal zu. Gleichzeitig sprang der Handknab in die Daster, verkroch sich eiligst unter die Decke und zitterte wie ein Laub. Unser Sachsler, der schon manchen Sturm erlebt, fragte unwirsch, was die Furchthanserei zu bedeuten habe. Der Handknab aber antwortete mit zitternder Stimme: „Der Ma ist cho, der Ma ist cho!"
Darauf sah unser Älpler von seinem Lager auf. Die Dastertüre stand offen. Er sah nichts. Doch deutlich hörte er den Ankenkübel drehen, sodass er nicht mehr einschlafen konnte. Unser Älpler ward darob ungehalten und er ergriff das unter seinem Lager liegende Beil und schlug es wütend in die Wand mit den Worten: Da wolle er nun schauen, ob er nicht Ruhe habe! Sofort war alles ruhig und die Dastertüre schloss sich von selbst.
Andern Tags aber kam des Älplers Bruder schreckensbleich mit dem Hund in die Alp und erzählte, man habe zu Hause ein Unglück vermutet, da der Hund vier Stunden weit allein gelaufen sei und so entsetzlich geheult habe.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch